Eric Pawlitzky: Und alles ist weg

Was ist in Polen nach einhundert Jahren vom 1. Weltkrieg noch zu sehen? Eigentlich nichts. Selbst die Landschaften scheinen sich kaum verändert zu haben.. Eric Pawlitzky hat anhand historischer Quellen Orte der Gewalt recherchiert und sie in ihrer heutigen Gestalt abgebildet. Ihm ging es um größtmögliche Authentizität, aber zugleich um einen Blick auf Polen, der sich im ersten Moment auf die Schönheit der Landschaft zu konzentrieren scheint. Die recherchierten Texte zum Geschehen während des Krieges vermitteln dem Betrachter der hochwertigen farbigen Prints ein ambivalentes Gefühl. Pawlitzky hat mit digitalem Mittelformat gearbeitet und bewusst eine sehr malerische Bildsprache gewählt.

"Eric Pawlitzkys fotografische Ansichten polnischer Landschaften sind durchaus dazu angetan, romantisches Naturgefühl zu wecken: breit im Querformat hingelagertes Grün, zu sanften Hügeln gewellt oder durchzogen vom Silberblau eines Flüsschens, umwoben von frühmorgendlichem oder spätabendlichem Dunst. Hier das Band einer Straße, dort eine Kette filigraner hölzerner Strommasten – das stört den Eindruck von Ursprünglichkeit, ja Zeitvergessenheit nicht ernsthaft. „Landschaften, die oft, anders als in Deutschland, nicht industriell überformt wurden“, charakterisiert der Berliner Fotograf seine Motive selber. Eine Bucht zwischen Bäumen im Gegenlicht lässt an Lorrain denken, ein Zwielichtstück an Elsheimer, ein Weg mit Baumschatten darauf an Corot und die Schule von Barbizon, ein von Mohn, Kamille, Kornblumen gesprenkeltes Feld schließlich an Monet und seine Impressionisten-Freunde. Doch wird jede Farbfotografie begleitet nicht nur vom Titel, der die den Ort identifiziert. Durchweg folgt ein Text, der – als Auszug aus einem zeitgenössischen Militärbericht – beschreibt, welches Kampfgeschehen des Ersten Weltkrieges just an diesem heute so friedlichen Ort stattfand. Markige Sätze aus deutscher Sicht, deren Hurra-Patriotismus heute schaudern macht. Es sind aber auch Sätze, die uns die Bilder nochmals und anders wahrnehmen lassen. Unweigerlich denkt man: Was das Wiesengras und die Sumpfstauden so saftig, die frisch umgepflügten Ackerschollen so fett macht, muss das Blut der vor 100 Jahren Gefallenen sein." – Dr. Roland Held / Darmstädter Echo

Hardcover, Fadenheftung, Bildapplikation mit thermoaktiver Folie
26 Abbildungen
30,5 x 21,5 cm, 76 Seiten
Auflage: 500 Exemplare
Design: FLUUT Grafik-Design

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